Märchen hören, Innehalten im Alltag
und sich den uralten Geschichten öffnen.
Wir als Erzähler begeben uns dorthin an den Ort, wo die Geschichte sich ereignet.
Wir begegnen den Protagonisten der Geschichte und laden die Zuhörer_innen ein
mit uns dieses Reich der Bilder zu betreten. Wenn uns diese gemeinsame Reise gelingt,
dann betreten wir einen Raum, in dem jeder seine eigenen Bilder sehen wird
und doch sind wir auf eine ganz magische Art und Weise miteinander verbunden.
Dieses gemeinsame Ereignis ist wunderschön.
Mit der Beschäftigung, dem Zuhören und dem „Sich-einlassen“ auf Märchen
begibt sich der Mensch auf eine Reise durch Raum und Zeit.
Im Märchen lernen wir an vielen Orten und Ländern dieser Welt verschiedene Personen
und fantastische Gestalten oder Tiere kennen.
"Märchen sind keine Lügengeschichten, für Leichtgläubige, sondern eine zauberhafte Poesie gegen die Trostlosigkeit eines Daseins ohne Wunder.
Und das Wunder ist nichts anderes als die erstaunliche Erfahrung, dass sich etwas ändern kann. Wunder- und Zaubermärchen wollen nicht belehren, sondern bezaubern, nicht ermahnen sondern ermutigen; sie predigen keine uns fremde Moral, sie erschließen in uns schlummernde Bilder.
Echte Volksmärchen sind nie heimelig, harmlos, nett. Sie erzählen vom Leben mit all seinen Erfahrungen und Gefahren – freilich auch von Gefährten, die uns begleiten, und vom Glück hinter allem Grauen. Märchen führen uns an ein glückliches Ende, aber manchmal auch auf dunklen Wegen.
Sie muten uns das Un-Heimliche zu, denn wie man schwimmen nur im Wasser lernen kann, so kann man Lebensmut nur lernen, wenn man die Angst berührt. Und weil die Märchen uns durch alle Menschen-Ängste führen, drum sind sie eine Schule gegen die Lebens-Angst."
(Heinrich Dickerhoff, Präsident der europäischen Märchengesellschaft)